Eine Frage der Motivation

Motivierte Mitarbeiter leisten gute Arbeit und sind Ziel jeder HR Abteilung. Doch Motivation fällt nicht vom Himmel. Nur wer die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter versteht, kann sie richtig motivieren. Eine Studie der Psychologen Lopes und Chambel zeigt: Das kann bei temporären Mitarbeitern schnell zu Fehlern führen. Sie unterscheiden vier Motivationstypen: Temporärarbeitende, die aufgrund ihrer Lebenssituation flexibel arbeiten möchten, Arbeitnehmende, die auf der Feststellensuche sind, Mitarbeitende, die sich über ihren Beruf identifizieren und Temporäre, die aus finanziellen und sozialen Gründen arbeiten.

Aufgrund der Rhetorik in Politik und Medien entsteht oft der Eindruck, jeder Temporärarbeitende suche eine feste Anstellung. Das stimmt nicht. Knapp die Hälfte der Temporärarbeitenden in der Schweiz entscheiden sich für diese Arbeitsform, damit sie ihren Beruf mit Familie, Freizeit oder einer Ausbildung verbinden können. Stellt man einem Arbeitnehmer mit einer solchen Motivation eine Feststelle in Aussicht – man wird ihn eher entmutigen als motivieren. Erfolgversprechender ist es, die persönlichen Ziele sowie die Arbeit des Mitarbeiters wertzuschätzen und ihn auf seinem Weg zu begleiten.

Die Feststellensuchenden sind gerade zu Beginn, am einfachsten zu motivieren. Sie begreifen die Temporärarbeit als Chance, um die gewünschte Festanstellung zu bekommen. Damit diese Motivation nicht verfliegt, ist es wichtig, klare Ziele zu setzen, regelmässig Feedback zu geben und sich an Absprachen zu halten. Etwaige Defizite in der Qualifikation können zum Beispiel mit einer geeigneten Weiterbildung aus dem Weg geräumt werden. Der Weiterbildungsfonds temptraining kann hier zum Teil die Finanzierung übernehmen.

Bei Mitarbeitern, die sich über ihren Beruf und nicht über das Beschäftigungsverhältnis identifizieren, ist die Arbeitsmotivation von Natur aus hoch. Sie kann aber schneller zerstört werden, als man denkt. Gibt man zum Beispiel einem begeisterten Handwerker nur die einfachsten Aufträge oder lässt ihn viele administrative Arbeiten verrichten, wird dieser bald sein Temporärbüro kontaktieren und nach einem anderen Einsatzbetrieb fragen. Wichtiger als bei jedem anderen Typ ist die entscheidende Frage: Was macht dem Arbeitnehmer bei seiner Arbeit am meisten Spass und wie kann ich ihn möglichst oft in diesem Bereich einsetzen?

Arbeitnehmer, für die die Erwerbstätigkeit an sich im Vordergrund steht, arbeiten temporär, um den Lebensstandard der Familie halten zu können und nicht arbeitslos zu werden. In dieser Gruppe haben die meisten Mitarbeiter in der jüngeren Vergangenheit eine berufliche Niederlage erlebt. Durch klare Ziele und machbare Aufgaben kann schrittweise Selbstvertrauen aufgebaut werden. In diesem Prozess kann auch eine Weiterbildung helfen, die Motivation des Temporärarbeitenden wieder zu entflammen und neue berufliche Perspektiven zu eröffnen.

Der Blick auf die vier Motivationstypen von Lopes und Chambel zeigt: Es bringt nichts, alle Mitarbeiter über einen Kamm zu scheren. Denn richtig motivieren kann nur, wer seinem Gegenüber zuhört und seine Bedürfnisse versteht. Es kann ernüchternd sein für den Einsatzbetrieb, wenn der Mitarbeiter im Bewerbungsprozess noch eine andere Motivation angegeben hat als die, die ihn wirklich antreibt.Hier hilft es im Auswahlverfahren eng mit dem Temporärbüro zusammenzuschaffen. Als neutrale Dritte können die Personalberater schon früh im Bewerbungsprozess offener mit dem Einsatzbetrieb und dem Kandidat kommunizieren als bei einer Direktbewerbung. Schliesslich geht es dem Personalberater nicht um die eine Stelle oder den einen Kandidaten, sondern darum den richtigen Kandidaten für die richtige Stelle zu finden.

Quelle:
Motivations of temporary agency workers and context free well-being: Work engagement as a mediator.

TÉKHNE – Review of Applied Management Studies