Podiumsdiskussion «Technologische HR Disruption: The good, the bad & the ugly» von Coople an der Business Innovation Week 2019

Es diskutierten: Dr. Manuela Morf (Universität Luzern), Dr. Marco Salvi (Avenir Suisse), Céleste Urech (Coople) und Ivana Zellweger (swissstaffing)

«Kennen Sie «Mechanical Turk»?» – Mit dieser Frage eröffnet Céleste Urech von Coople die Podiumsdiskussion. Als eine der ersten Crowdsourcing-Marktplätze der Welt bot Amazon bereits 2005 Zugang zu einer Belegschaft, die auf Abruf bereitsteht. Heute ist das Modell der Plattformarbeit auf dem Vormarsch. Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes ist inzwischen breit aufgestellt: Teilzeitarbeit, Mehrfachjobs, Gig-Worker, Flexworker und Freelancer laufen der klassischen Anstellung zusehends den Rang ab.


Die Gründe dafür finden sich im gesellschaftlichen Wandel und den aktuellen Veränderungen im Arbeitsmarkt. War die Arbeit früher Lebensmittelpunkt, so hat sich der Job heute an unser Leben anzupassen – und hier bietet Flexwork einen Mehrwert: Flexibilität, Freiheit und Selbstbestimmung. Auch der Wandel des Arbeitsmarktes hin zu mehr Tempo und Arbeitnehmern als Knowledge-Worker tragen zu dieser Entwicklung bei.

«Zwei Drittel der Bevölkerung ist nicht bereit, Einkommenssicherheit gegen Flexibilität zu traden. Ein Drittel ist jedoch gewillt, sich flexibler in der Arbeitswelt zu bewegen.» (Manuela Morf)

Der Umbruch findet jedoch erst schleichend statt und Gig-Worker sind, trotz Anstieg, noch immer eine Randerscheinung. Ängste vor mangelnder Sicherheit – sowohl finanziell als auch sozialversicherungstechnisch – und einem erhöhten Stresslevel durch geringere Stabilität und Beständigkeit tragen ihren Teil dazu bei.


«Wir sprechen viel über die Risiken von Veränderungen im Arbeitsmarkt – wie zum Beispiel Gig-Work als Hauptarbeitsform – die bis heute nicht eingetreten sind.» (Marco Salvi)

Einige der Bedenken in punkto Flexwork konnten sich bis jetzt nicht bewahrheiten. Das Risiko der sozialen Absicherung stellt jedoch eine reale Herausforderung dar. Heutige Gesetze sind auf das klassische vollzeitliche Arbeitsverhältnis ausgerichtet und Flexworker drohen dabei zwischen die Maschen des Sicherheitsnetzes zu fallen.

«Temporärarbeit als Arbeitsform hat sich bezüglich sozialer Absicherung bewährt. Dieses Modell könnte anderen flexiblen Arbeitsformen als Vorbild dienen.» (Ivana Zellweger)

Plattformarbeitende, die als Temporärarbeitende in die Einsatzbetriebe vermittelt werden, profitieren von umfassender sozialer Absicherung: Die Rechtsform der Temporärarbeit bietet eine klare Regulierung im Arbeitsvermittlungsgesetz und GAV Personalverleih, Schutz gegen Unfall und Krankheit, eine solide Altersvorsorge sowie Weiterbildungsleistungen über den Fonds temptraining.

«Coople stellt sich der Verantwortung, Arbeitgeber und Plattform in Einem zu sein.» (Céleste Urech)

Eine Analyse der Plattform-Landschaft der Schweiz zeigt: Die meisten Plattformen verstehen sich hierzulande als reine Vermittler. Vermehrt sehen sich diese Unternehmen der Forderung ausgesetzt, als Arbeitgeber und nicht als reine Vermittlungsplattform aufzutreten. Bewegt sich Flexwork nicht mehr in einem rechtsfreien Raum, wird dies auch zur Zerstreuung bestehender Bedenken und Ängste beitragen, die der Arbeitsform heute im Wege stehen und ihrem Image schaden.