Der Mensch im Fokus

Wohin geht die Reise?

Ich komme gerade von einer Reise und zwar vom internationalen Treffen von Randstad in Hongkong. Wir sehen eine Reihe von Trends und mehrere davon kommen aus den USA. Zunächst beobachten wir einen Anstieg „vorübergehend Beschäftigter" – darunter fällt alles ausser Festanstellungsverträge. Grund dafür ist einerseits der allgemeine Bedarf an Flexibilität, andererseitsmöchten die jüngsten Generationen, die gerade in den Arbeitsmarkt eintreten, „Wahlfreiheit" haben. Prognosen zufolge wird die Generation Z im Schnitt drei verschiedeneArbeitsverträge gleichzeitig haben. Das führt zu einem wesentlich stärker segmentierten Unterstützungsbedarf unserer Kunden, den Unternehmen, bei der Bewältigung dieserverschiedenen Formen von Flexibilität.

Digitalisierung – Chance oder Riskio?

Die Auswirkungen der Digitalisierung werden erheblich sein. Einerseits hilft sie unserer Branche und verbessert die Möglichkeiten beim Suchen und Finden, andererseits stellt sie uns vor Herausforderungen. In diesen Bereichen ist zu beobachten, dass die USA und Grossbritannien Vorreiter bei diesen Veränderungen sind, während Europa nachzieht. Unserer Branche fällt die Rolle zu, neue Trends kritisch zu beurteilen und als führendes Beispiel auf diesem stark veränderlichen Arbeitsmarkt aufzutreten. Wir sind überzeugt, dass die Prozessautomation unserer Branche dabei helfen wird, effizienter zu werden und die Feinabstimmung unserer Such- und Planungsprozesse zu optimieren. In allen verschiedenen Phasen des Abgleichprozesses tauchen ständig neue Tools und Nischenanbieter auf. Es ist nicht einfach, auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Welche Rolle spielt der Mensch im digitalen Prozess?

Als Randstad sind wir überzeugt, dass der menschliche Aspekt immer wichtig bleibt. Es ist der Mensch, der den entscheidenden Unterschied ausmachen wird. Wir müssen die menschliche Interaktion in kritischen Momenten des Abgleichprozesses sichern – immerhin sind wir nicht ohne Grund ein Lieferant von Humanressourcen. In solch wichtigen Momenten wie der Arbeitssuche erfassen und schätzen wir Emotionen und soziale Kompetenzen, die von Tools nicht ersetzt werden können. Technologie ist lediglich der Wegbereiter für die menschliche Interaktion.

Wie halten Sie mit der Innovation mit?

Randstad investiert weltweit in Start-ups, die potenziell Auswirkungen auf unsere Branche haben können. Derzeit haben wir über zwölf Unternehmen in unserem „Portfolio" und es laufen zwei Pilotprojekte, eines in Zusammenhang mit automatisierter Prüfung von Referenzen, das andere mit einer Plattform für Community-Chatting.

Für das Gastgewerbe haben wir eine App entwickelt, die vollautomatisch Kunden und Bewerber abgleicht, um die Geschwindigkeit und die Kosteneffizienz zu steigern. Die Idee an sich ist nicht neu für die Schweiz. Durch die Kombination der Technologie mit unserer Erfahrung in der Personaldienstleistung sind wir überzeut ein extrem wertvolles Tool auf den Markt zu bringen. Unser menschlicher „Touch" hinter der App bürgt für eine hervorragende Qualität der Bewerberdatenbank.

Unsere Branche ist im Wandel...

Es ist offensichtlich, dass sich die Tools, die wir heute nutzen, ändern werden. Wir müssen also unsere Leute auf diese neuen Tools schulen, aber nicht nur in Hinblick auf den technischen Aspekt, sondern auch in Bezug auf die Verbindung zu unseren Kandidaten und Kunden. Das war schon immer so, nur hat sich die Geschwindigkeit unfassbar gesteigert!
Das Kundenerlebnis ist heute entscheidend. Als Personaldienstleister, aber auch HR-Abteilungen werden wir vor die Herausforderung gestellt, auf die Kunden-Bedürfnisse zu reagieren, wie und wo sie es wünschen. Genauso, wie wir uns daran gewöhnt haben, rund um die Uhr online einzukaufen oder auf Google Antworten zu Fragen im Alltag zu finden, wann immer sie auftauchen – jederzeit und sofort.

Ist Change Management ein Thema für Randstad?

Definitiv. Die vielleicht grösste Veränderung betrifft das Ändern unserer Denkart. In allen Schichten unseres Unternehmens. Seit mittlerweile 24 Monaten ist „Agility" das Schlagwort schlechthin. Das erfordert Offenheit für Veränderungen, für neue Ansätze, und es bedeutet auch, dass wir mit einem gewissen Grad an Unsicherheit leben müssen. Manche Dinge funktionieren, andere nicht. Wir müssen es einfach herausfinden und daraus lernen. Persönlich freue ich mich auf die nächsten zehn Jahre – ich glaube, es hat noch nie eine Zeit mit so vielen Chancen gegeben. Als Randstad freuen wir uns darauf, weiterhin aktiv die Arbeitswelt mitzugestalten.

Ihr Zukunftsszenario für die Schweizer Arbeitswelt?

Mir gefällt, dass für unsere Branche in der Schweiz ein liberaler rechtlicher Rahmen gilt. Das ermöglicht es Unternehmen, Flexibilitätschancen zu nutzen. Ausserdem gefällt mir, dass die Schweiz nach wie vor für viele Unternehmen und für hochkarätige Bewerber attraktiv ist. Nebenbei bemerkt: Ich hoffe, das wird sich nicht ändern.
Ich glaube aufrichtig, dass unsere Branche eine entscheidende Rolle dabei spielt, langfristig Arbeitsplätze in der Schweiz zu sichern. Mein Traum ist, dass wir eines Tages die bevorzugte Branche für die nächste Generation von Erwerbstätigen werden. Um das zu erreichen, müssen wir Hand in Hand mit swissstaffing arbeiten und sicherstellen, dass wir gehört werden und faire Bedingungen und Chancen bieten. Gleichzeitig müssen wir verdammt gute Arbeit leisten, jeden Tag aufs Neue.

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