Generation Y, weltweite Mobilität und ausländische Arbeitskräfte: Herausforderungen für Personalvermittler

Die Vernetzung nimmt weltweit immer mehr zu und nationale Grenzen verschwinden. Wie sollen wir mit diesen Veränderungen in der Schweiz umgehen?

Seit den bilateralen Abkommen sind viele Ausländerinnen und Ausländer in die Schweiz gekommen, um hier zu arbeiten. Sie sind gut integriert, wobei die Arbeitslosenquote insgesamt nach wie vor sehr niedrig ist. In einigen Branchen herrscht in letzter Zeit richtiggehend Personalmangel, und der Einsatz ausländischer Fachkräfte ist wichtiger denn je.

Was bedeutet weltweite Mobilität für den HR-Bereich seit der Einführung der bilateralen Abkommen mit Europa?

Die Generation Y interessiert sich stark für Abenteuer und Reisen. Der Preis für Flugtickets ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Die jungen Leute reisen darum viel mehr als frühere Generationen. Sie heiraten immer später und bekommen immer später Kinder. Sie sind somit weniger stark gebunden und sind noch flexibler und mobiler als ältere Generationen. In multinationalen Unternehmen muss das Talentmanagement auch den Wunsch berücksichtigen, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Andernfalls besteht die Gefahr, dass eine Person das Unternehmen verlässt.

Worin bestehen die Herausforderungen für die Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt?

Im europäischen Vergleich weist die Schweiz mit 25 Prozent einen sehr hohen Ausländeranteil aus. Das Wachstum unseres Landes in den letzten Jahren wäre ohne die ausländischen Arbeitskräfte nicht möglich gewesen. Einige Sektoren könnten ohne diesen beachtlichen Zufluss nicht funktionieren. Dazu gehören das Baugewerbe, das Gesundheitswesen und das Gastgewerbe.

Welche Herausforderungen ergeben sich dadurch bei der Rekrutierung?

Die Notwendigkeit ausländische Arbeitskräfte zu rekrutieren, ist eine zusätzliche Herausforderung für alle, die damit zu tun haben. Es geht nicht mehr nur darum, eine Stelle zu beschreiben, sondern auch darum, ausländische Kandidatinnen und Kandidaten zu beraten, wie sie in der Schweiz Fuss fassen können. Zu den Themen gehören zum Beispiel das Schweizer Sozialsystem, die Wohnungssuche oder die Anmeldung.

Was können wir von anderen Ländern lernen, insbesondere im Bereich der Rekrutierung?

In Ländern wie Grossbritannien, Frankreich oder Deutschland sowie in Grossunternehmen ist ein Trend zum vollständigen Outsourcing von Rekrutierungsprozessen feststellbar. Diese Dienstleistung, RPO genannt (Recruitment Process Outsourced), ist in der Schweiz noch nicht so ausgeprägt. Der Trend besteht aber ebenfalls, und das Potenzial für Agenturen ist beträchtlich.

Wie wichtig sind HR-Dienstleister für den Arbeitsmarkt heute und in Zukunft?

Der Bedarf an Zeitarbeitskräften wächst stetig, und aus den Agenturen werden eigentliche «zentrale Anstellungszentren». Die Herausforderung besteht darin, temporär angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davon zu überzeugen, diesen Status beizubehalten, indem ihnen mehrere aufeinanderfolgende Einsätze garantiert werden, die ihren Erwartungen entsprechen. Das Potenzial ist vorhanden, denn die jüngere Generation möchte verschiedene Erfahrungen in unterschiedlichem Umfeld machen. Ausserdem können sich die jungen Leute mit temporären Einsätzen Freiräume für Weiterbildungen oder Auslandreisen schaffen.

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