Krise als Innovationsbeschleuniger

Krisen bieten immer auch Chancen für Innovationen. Existieren in Ihrer Branche Neuerungen, die aus dem Corona-Jahr hervorgegangen sind?

Krisen bieten tatsächlich Chancen für Innovationen. Es ist aber nicht so, dass plötzlich und reihenweise Innovationsschübe erfolgen würden, denn der Mensch selbst ist ja mit der Bewältigung der Krise beschäftigt. Gerade zu Beginn einer Krise bindet deren Bewältigung Kräfte und Ressourcen. Gleichzeitig ist es aber so, dass während der Krisenbewältigung bereits in Angriff genommene Entwicklungen beschleunigt werden. Insofern erfuhr auch unsere Industrie einen nachhaltigen Digitalisierungsschub. Das gilt nicht nur für die in Mode gekommenen Online-Meetings, sondern auch für den gesamten Verleih- und Vermittlungsprozess. Gleiches gilt für das Arbeiten im Homeoffice. Dieses verändert unsere Arbeitswelt erheblich und schafft teils auch in rechtlicher Hinsicht neue Herausforderungen, die bis anhin nicht so offensichtlich auf unserem Radar waren. Ich denke da an «Homeoffice forever» für Menschen, die physisch im Ausland sitzend für ein Schweizer Unternehmen arbeiten.

Welche Neuerungen sind «Eintagsfliegen», und welche werden die Branche nachhaltig verändern?

Die Digitalisierung wird weiter mit hohem Tempo voranschreiten. Gerade mit Blick auf die künstliche Intelligenz stehen wir aber noch am Beginn einer Entwicklung, die uns die nächsten Jahre noch massgeblich prägen wird. Auf der anderen Seite frage ich mich, ob das «Homeoffice forever» tatsächlich Bestand haben wird.
Dabei geht es nicht nur um die Klärung rechtlicher Aspekte, sondern auch um die Frage, ob der Mensch tatsächlich bereit sein wird, über längere Zeit in einer quasi Selbstisolation auf lange Frist weiterarbeiten zu wollen. Selbst ein Pausengespräch an der Kaffeemaschine kann nämlich zu einem wesentlichen sozialen wie aber auch kreativen Element werden.

Wie wichtig sind Innovationen in Ihrem Unternehmen und was unternehmen Sie als CEO von Induserv, um diese zu fördern?

Als mittelständiges Unternehmen sind auch wir ständig gefordert, Trends aufzuspüren, die richtigen auszuwählen und zu einem Teil unserer Arbeit zu machen. Dabei bleibt vor allem die Frage spannend, wo die richtige Balance zwischen Digitalisierung und persönlichem Kontakt liegt. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Teil unserer Zukunft wesentlich von der Digitalisierung geprägt bleiben wird. Gleichzeitig vertrete ich aber auch die Meinung, dass der persönliche Kontakt mindestens auf mittlere Sicht nicht komplett zu ersetzen sein wird.

Als langjähriges Vorstandsmitglied von swissstaffing: Was kann und sollte swissstaffing für die Innovationsförderung in der Branche tun?

In dieser Hinsicht arbeitet swissstaffing sehr ähnlich wie ein Unternehmen. Auch hier geht es darum, Trends aufzuspüren, diese zu analysieren und zum Wohle der Mitglieder auf die richtigen aufzuspringen. swissstaffing ist das Kompetenz- und Servicezentrum der Schweizer Personaldienstleister. Es ist also eine der Kernaufgaben des Verbandes, seine Mitglieder auch in Zukunft mit Blick auf eine sich ständig verändernde Umwelt zu begleiten. Dies betrifft alle Bereiche in politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. Selbstverständlich ist die Innovationsförderung ein Teil dieser Massnahmen.

Was sind Ihre Prognosen punkto HR-Innovationen in den kommenden 5 Jahren?

Das Jahr 2020 hat uns gelehrt, dass wir mit Prognosen zurückhaltend bleiben sollten. Ich lehne mich aber sicher nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass wir weitere Digitalisierungsschübe auslösen werden. Ob die Welt der Personaldienstleister für ein komplettes Zahl-, Abrechnungs- und Lohnsystem in Kryptowährungen gemacht ist, wage ich mindestens aus heutiger Sicht zu bezweifeln. Auch bin ich sicher, dass der physische Kontakt zwischen den Menschen ein wesentlicher Bestandteil bleiben wird. In diesem Sinne bleibe ich offen für innovative Ideen in der Kaffeepause.

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