Wer öfters neu startet, erreicht mehr

Der Schweizer Koch Daniel Humm wurde unter anderem mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet. 2017 wurde sein Eleven Madison Park in New York zum weltbesten Restaurant gekürt. Als Nummer eins der Welt zu gelten, löste bei Humm nicht nur Begeisterung über das erreichte Ziel aus, sondern nach eigenen Angaben auch eine gewisse Leere. Er fragte sich, wie es weitergehen soll, und entschied sich nach längerer Bedenkzeit für einen Schritt, den kein Spitzenkoch vor ihm je vollzogen hat: Humm verzichtet seit einem Jahr auf tierische Produkte, die seine Küche bis anhin massgeblich prägten, und kocht ausschliesslich pflanzenbasiert. Mit diesem Konzept erfand er sich komplett neu und ging gleichzeitig ein grosses Risiko ein.

Statt seiner berühmten glasierten Ente kocht Humm nun Rande, die er räuchert, in Lattich, Kimichi und Nashi-Birne einwickelt und in einem Tongefäss backt. Was hat ihn dazu bewogen, sein Erfolgsrezept aufzugeben und etwas zu wagen, was in der Spitzengastronomie immer noch auf grossen Widerstand stösst? In einem Fernsehinterview erzählt er kürzlich von seinen Beweggründen. Dabei geht es um drei Dinge: die Wahrnehmung einer sich rasant verändernden Welt, die Pandemie und die mit ihr verbundenen existenziellen Fragen sowie um den «unschweizerischen» Mut, gross zu denken. Um es vorwegzunehmen: Humm ist auf dem Weg, eine neue Erfolgsgeschichte zu schreiben. Sein Publikum hat sich dabei ebenso radikal verändert wie sein Team. Was können wir von ihm lernen?

Als Personal- und Unternehmensberaterin begegne ich spannenden Persönlichkeiten. Nicht wenige von ihnen befinden sich in Berufs- und Lebensphasen, die eine Neuorientierung nahelegen würden. Ich denke zum Beispiel an verantwortungsbewusste Frauen und Männer, die seit Jahren zu wenig Anerkennung und Wertschätzung erfahren und sich zunehmend erschöpft fühlen. Oder an kreative und visionär denkende Menschen, deren Potenzial nicht zum Tragen kommt, weil sie in Korsette und Routine gezwängt werden. Und an all jene, die Lust auf neue Impulse und Erfahrungen hätten, sich aber nicht trauen, weil sie sich bereits als Kind Bescheidenheit oder Sicherheitsdenken angeeignet haben. Manche von ihnen würde ich gerne dazu ermutigen, Altes loszulassen und eine Veränderung zu wagen. Vielleicht kann ja die Geschichte von Daniel Humm dazu motivieren. Schauen wir genau hin, welche Faktoren seinen erfolgreichen Neustart initiiert und begleitet haben:
Mut, Schwierigkeiten anzunehmen
Humm berichtet in einem Newsletter davon, wie er nach dem Ausbruch der Pandemie sein Restaurant ultimativ schliessen musste und kurz vor dem Aus stand. Statt im Selbstmitleid zu versinken, gründete er eine Gassenküche und kochte fortan für mittellose Menschen auf der Strasse. Zudem nutzte er die lange Pause, um eine Standortbestimmung vorzunehmen und neue Pläne zu schmieden. Fast alle von uns kennen eigene Krisensituationen. Von Humm können wir lernen, solche anzunehmen und als Plattform für einen Neustart zu nutzen.

In der Schweiz dürften wir noch grösser und mutiger denken.

Selbstvertrauen und grosse Pläne

Die wohl bekannteste Anekdote über Humm berichtet davon, wie er als Primarschüler seinem Zeichenlehrer sagte, das Papier, das ihm ausgeteilt worden sei, sei zu klein, um ein Haus zu malen, er brauche ein grösseres. Als ihm dieses verwehrt wurde, zeichnete er seinen Wolkenkratzer auf das Pult, was ihm grosse Schwierigkeiten mit der Schule einbrachte und zur Verordnung einer Therapie führte. Die Psychologin nahm ihn differenzierter wahr als sein Lehrer und kaufte ihm eine Rolle Papier, legte diese auf dem Fussboden aus und liess ihn in der gewünschten Grösse zeichnen. Sie gab ihm einen wichtigen Rat mit ins Leben: «Lass dir nie mehr erzählen, es gebe kein Papier, das gross genug für deine Pläne sei». Ich glaube, es würde uns Schweizerinnen und Schweizern gut tun, unsere Bescheidenheit öfters zu hinterfragen und grössere Träume zuzulassen.

Pioniergeist und kreative Ideen

Die Welt und mit ihr der Arbeitsmarkt verändern sich gerade rasend schnell. Das bietet Risiken und Chancen. Gesucht sind Menschen wie Humm, die kreativ über Grenzen hinausdenken und ungewöhnliche Ideen entwickeln. Lösen Sie sich von starren Denkmustern und Paradigmen und betrachten Sie die Welt von der Zukunft her: Was brauchen Sie, was brauchen Unternehmen und Organisationen, was braucht die Welt von morgen? Und was können Sie schöpferisch dazu beitragen?

Der Arbeitsmarkt bietet unzählige Chancen – geht ein Weg zu Ende, öffnet sich ein neuer.

Emotionale und fachliche Unterstützung

Wir alle, auch Starkoch Daniel Humm, sind auf Menschen angewiesen, die uns beflügeln, beraten und praktisch unterstützten. Als leidenschaftliche Personalberaterin liebe ich es, Frauen und Männer in ihrer Arbeitsbiografie zu begleiten und stark zu machen. Was sie konkret brauchen, wissen sie dabei selbst am besten. Den einen reicht die Vermittlung einer Arbeitsstelle, andere möchten sich weiterentwickeln oder suchen fachlichen Rat, und wieder andere sind auf moralischen Beistand angewiesen. Holen Sie sich jede Form der Unterstützung, die Sie brauchen. Die Herausforderungen, die im Arbeitsmarkt, im wirtschaftlichen Umfeld und im sozialen Leben auf uns warten, machen es unabdingbar, dass wir alle näher zusammenrücken, uns gegenseitig coachen und immer wieder Win-win-Situationen kreieren. Suchen Sie sich die besten Partnerinnen und Partner.

Eine der Schlüsselkompetenzen der Zukunft heisst Kooperation.

Offenheit für die Welt um uns herum

Im Fernsehinterview betont Humm, wie stark ihn die aktuellen gesellschaftlichen und ökologischen Veränderungen bewegt haben. «So konnte es für mich nicht weitergehen», sagt er und meint den bedenkenlosen Konsum und die damit verbundene Verschleuderung von Ressourcen. Er geht mit offenen Augen durch die Welt, nimmt achtsam wahr, reflektiert und zieht schliesslich ein Fazit, was sich aus seiner Sicht ändern muss. Aus dieser Offenheit heraus handelt er mutig und kreativ.
Wie offen fühlen Sie sich gerade jetzt für Neues? Ich behaupte: Wer mehrmals neu startet, erreicht mehr. Mehr Abenteuer, mehr Herausforderung, mehr Überraschung. Und häufig auch mehr Erfolgsmomente und Glück. Trauen Sie sich!

Herzlich, Ihre Susanne Kuntner

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