swissstaffing-Podiumsdiskussion: Fachkräftemangel - real oder erfunden?

Der Schweizer Arbeitsmarkt ist ausgetrocknet, Fachkräfte sind in vielen Branchen schwer zu finden. Oder stecken wir effektiv in einer Integrationskrise und müssten unser Verhalten in der Bildung und Arbeitsmarktintegration grundlegend verändern? Am 3. April 2019 haben wir an der Personal Swiss mit Hans-Ulrich Bigler, Direktor Schweizerischer Gewerbeverband sgv, Nicole Burth, CEO von the Adecco Group Schweiz, Corinna Grünig, Head Employee Relations Schweiz von Novartis und Dr. Marius Osterfeld, Ökonom swissstaffing dieses heissumstrittene Thema diskutiert. Das Podium wurde moderiert von Patrizia Laeri, Wirtschaftsredaktorin SRF.

Marius Osterfeld steigt ein mit einem Vergleich zu Wein. Die meisten Personen kennen Rotwein und Weisswein. Dessen Varianten an Rebsorten, Jahrgängen und die benötigten Anforderungen, um ein gutes Erzeugnis zu erhalten, kennen jedoch die wenigsten. Genauso vielfältig und anspruchsvoll betrachtet er den Arbeitsmarkt mit seinen diversen Branchen, zahlreichen Berufsprofilen und entsprechenden Bedürfnissen.

Der Fachkräftemangel ist real, aber nicht in allen Branchen und Berufen. Dem stimmen auch die anderen Podiumsgäste zu:

«Es gibt einen massiven Fachkräftemangel, das merken wir in der Feststellenvermittlung, insbesondere in handwerklichen Berufen.» Nicole Burth

«Heute betragen die Recruitingzeiten rund vier bis acht Wochen. Beim Mangel an Fachkräften steigen die Recuitingzeiten bis auf ein halbes Jahr an, beispielsweise Automatiker sind sehr gesucht.» Corinna Grünig

Welche Lösungen gibt es um den Fachkräftemagel abzuschwächen?

«Inklusion ist ein Stichwort – man muss eine Kultur schaffen, die Flexibilität zulässt – sei es auf dem Arbeitsmarkt oder in Unternehmen.» Marius Osterfeld

«Die heutigen Ausbildungen bieten nicht das, was vom Markt gefragt ist und wird. Die Angebote sind immer noch sehr traditionell. Digitale Lehrgänge werden von anerkannten Schulen teilweise noch nicht oder noch nicht lange angeboten.» Nicole Burth

«Die Schlagworte sind Upskilling und Reskilling. Es ist wichtig, den den Entwicklungsweg zu definieren.» Nicole Burth

«Es braucht eine Stärkung der Arbeitsmarktfähigkeit von Arbeitnehmern. Neue Lehrgänge und Trends brauchen Zeit. Um einen ansprechenden Leistungsausweis zu bieten braucht es auch Praxis.» Hans-Ulrich Bigler

«Weiterbildung ist durchaus sehr wertvoll, insbesondere auch wichtig ist die innerbetriebliche Weiterbildung für spezielle benötigte Skills.» Corinna Grünig

«In drei Punkte zusammengefasst: 1. Life-Long-Learning ist unabdingbar
2. Im heutigen System verlieren wir Frauen im Arbeitsmarkt, weil sie Mütter werden 3. Firmen ermöglichen, auf ausländische Spezialisten zurückzugreifen.» Nicole Burth

>> Erfahren Sie die Meinung der vier Podiumsgäste, welcher Beruf das grösste Potenzial im Jahr 2030 hat.

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