Flexworker, Personaldienstleister und Plattformen: Das magische Dreieck

HR Today

Die Welt der Arbeit befindet sich im Umbruch. Infolge des kulturellen Wandels, der wirtschaftlichen Entwicklung und neuer Technologien steigt die Zahl der Menschen, die ihre berufliche Zukunft in die eigene Hand nehmen wollen.

Wer sind die Flexworker?

Es gibt Menschen, die fühlen sich durch die fixen Strukturen der traditionellen Anstellung eingeengt. Sie wünschen sich freiere Settings, um sich zu entfalten, Verschiedenes auszuprobieren, Neues zu entdecken, Beruf, weitere Verpflichtungen und Leidenschaften zu kombinieren. Ich nenne diese Menschen Flexworker.

Bekannt dafür, eine solche Lebenseinstellung zu haben, sind die Millennials. Aber ich behaupte, es gibt Flexworker in allen Generationen – beispielsweise auch ältere Erwerbstätige, die nach einer Karriere im Unternehmen mehr selbstbestimmt arbeiten wollen. Oder Eltern, die Berufs- und Familienarbeit kombinieren wollen.

Ein Teil dieser Menschen befindet sich bereits am Arbeitsmarkt, aber nicht unbedingt mit den gewünschten Freiheits- und Selbstbestimmungsgraden. Ein Teil hat sich eine Erwerbstätigkeit als Flexworker konstruiert. Und ein dritter Teil partizipiert noch nicht (oder noch nicht im gewünschten Pensum) am Arbeitsmarkt, da die fixen Strukturen der traditionellen Anstellung sie daran hindern. Diesen Menschen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu eröffnen und Möglichkeiten zur Flexarbeit zu verschaffen, dient allen:

Menschen, die bisher vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen waren, erhalten die Möglichkeit, am Wirtschaftsgeschehen teilzunehmen, und werden zudem zu Steuerzahlern und Beitragsleistern für unsere Sozialwerke. Andere können mit mehr Zufriedenheit und Freiheit ihre Talente verwirklichen. Die Wirtschaft erhält Zugang zu einem bereiteren Talentepool und neuen Flexibilitätslösungen für ihre Personalstrategien. Damit werden die Unternehmen gestärkt, sie können sich entfalten und weitere Jobs schaffen. Insgesamt ein volkswirtschaftlicher Gewinn.

So organisieren sich Flexworker

Doch wo findet man die Menschen, die in flexiblen Settings zu arbeiten wünschen? Meist bieten sie ihre Kompetenzen und Arbeitsleistung auf den verschiedenen Kanälen des World Wide Web an: Über eine eigene Webseite, Social Media und geschicktes SEO-Marketing, über Gig Work-Plattformen und sonstige virtuelle Netzwerke.

Verschiedentlich entwickeln Personaldienstleister oder gänzlich neue Unternehmen solche meist themenspezifischen Plattformen, um das Angebot der Flexworker einem breiten, interessierten Publikum bekannt zu machen. Der einzelne Flexworker profitiert dabei von einer Breitenwirkung und Bekanntheit der Plattform, wie er sie selbst nicht aufbauen könnte. Es findet eine Art Arbeitsteilung statt: Der Flexworker punktet mit seinem Knowhow, die Plattform übernimmt eine Marketingfunktion.

Handelt es sich um eine Plattform, die ihr Geschäft in Form der Personaldienstleistung bzw. des Personalverleihs erbringt, übernimmt die Plattform nebst Marketingfunktionen auch die soziale Absicherung des Flexworkers. Wer z.B. über Coople oder Adia flexibel arbeitet, ist automatisch bei den Sozialversicherungen angemeldet, arbeitsrechtlich geschützt und profitiert sogar vom Weiterbildungsfonds des GAV Personalverleih. Bei anderen „reinen" Plattformen ist dies nicht der Fall. Dort muss der Flexworker seine soziale Absicherung und seine Weiterbildung selbständig organisieren.

Ein Zukunftsszenario für Personaldienstleister und Plattformen

Wer als Flexworker unterwegs ist, hat mehr Freiheiten, aber damit verbunden auch mehr Risiken zu tragen. Dass Plattformen eine Absicherungsrolle einnehmen können, habe ich dargelegt. Darüber hinaus wäre es denkbar, dass Gig Work-Plattformen eine weitere Aufgabe des traditionellen Personaldienstleister wahrnehmen, nämlich das Coaching.

Wer über einen Personaldienstleister arbeitet, wird von einem Personalberater betreut, der sich am Arbeitsmarkt bestens auskennt. Er weiss, wo welche Jobs offen sind, wo neue Jobs entstehen, welche Kompetenzen heute gesucht sind und künftig gefragt sein könnten, welche Weiterbildung zum nächsten Karriereschritt führen kann. Mit diesem Wissen unterstützt der Personalberater seine Kandidaten auf ihrem Berufsweg.

Gerade für Flexworker kann es spannend und nützlich sein, von einem Job-Coach begleitet zu werden. Denn Flexworker ändern ihre Jobs definitionsgemäss häufiger und gehen auch gerne neue Wege. Da ist der Rat eines Arbeitsmarktexperten umso wichtiger, um die eigene Job-Entwicklung sauber aufzugleisen.

In einer Welt der Big Data ist es sogar vorstellbar, dass ein Job-Coaching digital angeboten wird. Die berufsbezogenen sozialen Netzwerke und Plattformen sammeln heute schon riesige Mengen an Arbeitsmarktdaten, die sie individuell für Flexworker aufbereiten könnten.

Vielleicht bleibt das Coaching aber auch eine Tätigkeit, bei der die Empathie eine zentrale Rolle spielt, und der Mensch gegenüber der Big Data-Maschine daher im Vorteil ist. Ob der Job-Coach künftig in digitaler oder menschlicher Form seine Dienste anbietet, bleibe hier dahingestellt. Auf jeden Fall ist es eine Dienstleistung, die für Flexworker interessant sein kann.

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