Kultur oder Marketing? Der Code für erfolgreiches Employer Branding

Liebe Leserinnen und Leser, was verstehen Sie unter Employer Branding? Laut Wikipedia handelt es sich dabei um eine Marketingmassnahme, die Unternehmen dabei hilft, sich auf dem Markt als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Das macht stutzig.

Übertragen wir die Definition von Wikipedia einmal in die Lebensrealität einer gefragten Fachkraft. Ich lade Sie ein, sich folgende Situation vorzustellen:

Es ist ein sommerlicher Freitag, und ein junger Mann trifft sich mit seinem besten Freund zum Lunch in einem Seecafé. Als die beiden nach einem feinen Essen und guten Gesprächen auf den abschliessenden Espresso warten, verabschiedet sich der Freund kurz auf die Toilette. Der junge Mann greift in der Zwischenzeit zu seinem Handy, öffnet gewohnheitsmässig Instagram und scrollt sich durch ein paar Videos.

Da er gerade auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung ist, fällt ihm der Beitrag eines Unternehmens auf, welches sich auf sympathische Art als attraktiver Arbeitgeber präsentiert. Er nimmt sich vor, dieses Wochenende eine Bewerbung zusammenzustellen.

Als sein Freund an den Tisch zurückkehrt, zeigt er ihm begeistert das Video. Als dieser das Logo des Unternehmens sieht, verwirft er die Arme und ruft: «Oh nein, meine Schwester hat dort gearbeitet. Schlimm, ganz schlimm!»

Unser Protagonist hat in kurzer Zeit zwei aussagekräftige Informationen erhalten:

  • Botschaft 1: «Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber.»
  • Botschaft 2: «Meine Schwester hat dort richtig schlechte Erfahrungen gemacht!»

Aussage gegen Aussage? Nicht ganz, denn die eigene Lebensplanung ist keine Gerichtssituation. Die eine Botschaft ist eine Selbstaussage eines Unternehmens mit finanziellen Interessen, die andere eine geteilte Erfahrung eines Menschen in freundschaftlicher Verbundenheit. Denken Sie, dass der junge Mann an seinem Vorhaben festhalten wird, am kommenden Wochenende eine Bewerbung für das Unternehmen zu erstellen?

Zufriedene Mitarbeitende sind die wichtigsten Botschafter Ihrer Arbeitgebermarke.

Menschen sprechen immer über ihre Arbeit. Ihre Mitarbeitenden sind deshalb die wichtigsten Botschafter für Ihre Arbeitgebermarke – im Positiven wie im Negativen. Deshalb sollte Ihr Employer Branding auch bei ihnen ansetzen. Nachfolgend einige Anregungen:

  • Ausstrahlung statt Schein: Auch der beste Werbespot auf dem Arbeitgebermarkt kann Ihre Position nachhaltig schwächen – wenn sich die Botschaft nicht mit den Erfahrungen Ihrer Mitarbeitenden deckt. Langfristig erfolgreiche Arbeitgebermarken strahlen deshalb immer von innen heraus!
  • Kultur statt Kampagne: Employer Branding ist ein wichtiges Thema, das weiter an Bedeutung gewinnt. Doch im Gegensatz zum klassischen Marketing stehen hier keine Produkte oder Dienstleistungen im Zentrum, sondern zwischenmenschliche Dynamiken. Ihr Branding als Arbeitgeber kann nicht in Strategiesitzungen definiert werden, sondern muss Tag für Tag mit Leben gefüllt werden. Vorleben statt versprechen!
  • Sicherheit statt Storytelling: Gutes Storytelling hilft immer dabei, Aufmerksamkeit zu gewinnen. Doch wissen Sie, welches die beliebteste Geschichte auf dem Arbeitgebermarkt ist? Es ist jene, die von emotionalem Wohlbefinden am Arbeitsplatz erzählt. Das bestätigt unter anderem die gross angelegte Studie «Project Aristotle» von Google. Wenn es um Mitarbeiterzufriedenheit geht, muss Sicherheit wieder sexy werden!

Übrigens: Employer Branding wirkt auch in einem Kündigungsgespräch. Ehemalige Mitarbeitende prägen die Ausstrahlung Ihrer Arbeitgebermarke genauso wie aktuelle – und zwar nicht nur im negativen Fall wie im Beispiel zu Beginn des Artikels. Die richtige Verabschiedung kann zu einem positiven Erlebnis werden, das noch lange in guter Erinnerung bleibt.

Fazit: Es ist wichtig, sich als Unternehmen auf dem Arbeitgebermarkt zu positionieren. Doch denken Sie dabei nicht nur an Ihre eigene Marketingbotschaft, sondern auch an die Erfahrung, welche eine ehemalige Mitarbeiterin in diesem Augenblick mit jemandem teilt oder von der ein aktueller Mitarbeiter am Wochenende seinen Liebsten erzählen wird. Der Mensch gehört ins Zentrum!

Emotionale Sicherheit am Arbeitsplatz

Checkliste für Ihre Unternehmenskultur

  • Pflegen wir den Austausch auf Augenhöhe?
  • Haben wir eine konstruktive Feedbackkultur?
  • Herrscht Klarheit über Werte und Visionen?
  • Zeigen wir Wertschätzung gegenüber der Individualität unserer Mitarbeitenden?
  • Fördern wir die Neugier und den Mut unserer Mitarbeitenden?
  • Können unsere Mitarbeitenden Fragen stellen und Ideen einbringen?
  • Dürfen unsere Mitarbeitenden neue Wege gehen und dabei Fehler machen?
  • Trauen sich unsere Mitarbeitenden, bei Bedarf Beschwerden zu äussern?

 

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